- Supergroup "Husten" ist zurück
Sie gelten als Supergroup in der Deutsch-Pop Szene, auch wenn ihr Bandname gewöhnungsbedürftig ist. Hinter "Husten" verbergen sich der renommierte Liedermacher Gisbert zu Knyphausen, der Produzent Moses Schneider und Tobias Friedrich aka "der dünne Mann". Ihr neues Album "Aus einem nachtlangen Jahr" enthält wieder einige der schönsten deutschsprachigen Popsongs der letzten Jahre und entstand live im Studio. Dort haben wir die drei Musiker besucht.
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Herr, es ist Zeit. Herbst-Zeit. Husten-Zeit. Und Husten – das sind sie:
"Wir standen auf dem Parkplatz gleich hinter dem Flamingo Hotel…"
"Aus einem nachtlangen Jahr"
Neues HUSTEN Album
Kapitän Platte/Vikram
Drei Männer, die – Songzitat – "gemessen an der hierzulande durchschnittlich zu erwartenden Lebenszeit schon halb tot" sind. Lieder aus der Mitte des Lebens.
"Du hast geblinzelt im sich sammelnden Wind
Wie ein im Supermarkt vergessenes Kind
Ich fragte: Alles Klar?
Und du sagtest: Ach naja, fragst du dich auch so oft wie ich nach einem tieferen Sinn?"
Sinnkrisen und Vergänglichkeit:
"Ja, wir sind nur so kurz hier…"
Husten besingen die großen und kleinen Abgründe des Lebens. Manchmal kann man sogar dazu tanzen. Weltschmerz-Disco, mit ausgestreckten Armen.
Gisbert zu Knyphausen, Musiker
"Also für mich bedeutet das Liedschreiben auch irgendwie einen Weg, mit der Welt klarzukommen und mit mir selber. Und so ein schöner Effekt, den so Songs ja haben können, ist einfach zu merken: Ah krass, das habe ich auch erlebt oder so! Ich bin nicht allein damit."
Am Anfang war Husten nur die Band für ein Filmprojekt. Der Film wurde nie gedreht. Die Band blieb. Als Nebenprojekt – man kann auch "All-Star-Band" dazu sagen:
"Jetzt stell dir mal vor, Ja jetzt stell dir mal vor, alles wäre anders"
Gisbert zu Knyphausen ist ein gefeierter Liedermacher. Tobias Friedrich Songschreiber und Schriftsteller. Und Moses Schneider einer der gefragtesten Pop-Produzenten Deutschlands. Husten ist ihr Freiraum.
"Aber alles darf bleiben, aber nichts wie es ist
Ja, alles darf bleiben, aber nicht wie es ist
Also ab ins Ungewiss"
Tobias Friedrich alias Der Dünne Mann
"Das finde ich gerade an "Husten" so gut, dass es wirklich nur um die Musik geht und man weiß nicht, oh ich muss jetzt oder wir müssen bis zum 30.3. fertig sein, weil dann steht die Plattenfirma da und will was von einem oder irgendwer anders, sondern wir machen das so, wie wir wollen und in dem Tempo, in dem wir es machen wollen."
Bei Husten können sie sich alles erlauben: Reggae, Punk – und Liebeslieder, in denen Herzen auseinanderbrechen "wie Zwieback". Aber wirklich unschlagbar sind sie, wenn sie sich das Schwelgen gestatten.
"Gib mir Wind in den Antennen, und in den Kabelbäumen…"
Ein bisschen Wehmut ist immer dabei. Auch das kommt mit dem Alter. Ihr neues Album heißt: "Aus einem nachtlangen Jahr". Dunkle Lieder, in denen frappierend viel Gegenwart steckt: "Wohin sonst soll das denn führen, als in den Abgrund" singen sie darauf, und vom "Traumtrümmerhaufen im Hausflur". Keine Zeit für Illusionen.
"Ich glaub wir müssen zahlen und wahrscheinlich nicht mit Geld
Eher mit allem was wir haben"
Gisbert zu Knyphausen
"Ich habe einen Hang dazu, ins Negative zu gehen, wenn ich anfange einen Songtext zu schreiben."
"In meinen Träumen sehe ich Tiere
Und die starren mich ratlos an
Bis morgen, wann"
Husten sind Zweifler, Grübler: Sie könnten die Welt allenfalls mit ihrer Poesie retten, oder der Kraft ihrer Gitarren.
"…wann fangt ihr an."
Aber nicht mit Parolen.
Gisbert zu Knyphausen
"Es wird halt schnell so albern, wenn man in einem Popsong so moralisch wird. Also es hat natürlich auch eine gewisse Stärke, vor allem mit Punksongs. Die können einen natürlich richtig mitnehmen und denken: Ja geil, jetzt verändern wir die Welt oder so, aber das, da habe ich mich als Texter immer nicht berufen gefühlt, das zu tun, oder? Da kam ich mir immer albern vor, wenn ich sowas auf einmal hatte in dem Text, so eine Parole."
"Jeder Tag fühlt sich so an, jeder Wochenanfang…"
Auch die düstersten Momente übersetzen sie in flirrende Hymnen. Husten im Herbst 2023 ist eine Band, die ihre Balance gefunden hat. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr? Egal. Wir haben die Musik. Husten sei Dank.
"Bleibst du noch kurz bei mir?"
Moses Schneider
"Wir wurden irgendwann mal als "Resterampe De Luxe" bezeichnet. Fand ich alles gut so, das ist quasi so die Entstehung, aus Resten erst mal was zusammenzupacken. Und jetzt sind wir eine große Band."
"Bleibst du noch n bisschen hier…"
Moses Schneider
"Das ist unser Kosmos jetzt, das ist unser Klang."
Autor: Tim Evers
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